Migrationsgeschichten sind vielfältig und auch ihre Beweggründe. Jochen Oltmer beschreibt ganze 13 Formen der globalen Migration, darunter Arbeitswanderung, Bildungswanderungen, Liebeswanderung oder Entsendungen. Flucht, als das „Ausweichen von einer lebensbedrohlichen Zwangslage aufgrund von Gewalt“ (Oltmer 2016, S.25), benennt er als eine Form der Gewaltmigration.
So vielstimmig Migration auch ist, mit dem Einmarsch der Russischen Truppen in die Ukraine am 24. Februar 2022 stehen Krieg und Flucht politisch, medial als auch privat im Vordergrund der Erzählungen. Rund 100.000 Menschen aus der Ukraine sind pro Tag auf der Flucht. Zurzeit suchen mindestens 160.000 Personen aus der Ukraine Schutz in Deutschland. Nicht vergessen dürfen jene Menschen sein, die bereits in den Vorjahren unter lebensbedrohlichen Bedingungen in die Bundesrepublik migriert sind.
Der Krieg in der Ukraine lässt viele Menschen fragen, wie sie privat oder am Arbeitsplatz Unterstützung leisten können. Für Migration Lab Germany und seine Netzwerkorganisationen ist das Thema Flucht von Beginn an ein zentraler Bestandteil von Migrationsgeschichten. Auf unserer Webseite sammeln wir auch Bildungsmedien und Ansätze, wie Flucht mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen pädagogisch bzw. künstlerisch bearbeitet und erschlossen werden kann.
Über Flucht sprechen: ausgewählte Bildungsmedien
Wie können wir Kindern und Jugendlichen bei der Verarbeitung der überwältigenden Bilder des Krieges helfen? Auf unserer Webseite finden sich z.B. Links zu Kinderbüchern, die Gesprächsanlässe bieten, mit Kindern über Flucht, Vertreibung und Krieg zu sprechen. Darunter ist der Kindercomic „Wir Kinder aus dem Flüchtlingsheim“ mit Begleitmaterial für pädagogische Fachkräfte. In der Kinderbücher-Mediathek des Institut für den Situationsansatz ISTA stehen in der Kategorie „Migration und Flucht“ ausgewählte Bücher zum Thema bereit.
Dass auch digitale Spiele sensibel an Flucht heranführen können, wird in einer Datenbank der Stiftung digitale Spielekultur zu Games und Erinnerungskultur deutlich. Sie wird in den nächsten Monaten erweitert und in unsere Mediensammlung aufgenommen.
Im „Virtuellen Migrationsmuseum“ von DOMID e.V., dem Lernportal „The Unwanted“ vom Netzwerk Migration in Europa und im Forschungsprojekt „Zur Materialität von Flucht und Migration“ des Museum Friedland befinden sich historische und zeitgeschichtliche Zeitzeug:innenberichte, die Fluchtgeschichten schildern.
Sie sehen aber auch, unsere Mediensammlung muss noch wachsen. Wir stehen erst am Anfang. Deswegen sind wir sehr dankbar, dass unsere Netzwerkpartner:innen bereits viele Beiträge zur aktuellen Fluchtmigration nach Deutschland veröffentlicht haben. Wir werden sie an dieser Stelle fortlaufend ergänzen.
Das Migration Lab Netzwerk zum Krieg in der Ukraine
Der Verband binationaler Familien und Partnerschaften iaf. e.V. macht in ihrem Zwischenruf deutlich: Der Krieg in der Ukraine betrifft uns alle. Hier werden Fragen thematisiert, die im medialen und politischen Diskurs unterbelichtet sind: Wie können Eltern ihren Kindern erklären, was so anders an diesem Krieg sei, als bei der Tante in Afghanistan oder dem Großvater in Syrien?
Auf aktuellen Wunsch, sich mehr mit der Geschichte der Region der heutigen Staaten Ukraine, Belarus und Russland auseinanderzusetzen, bietet das Deutsche Auswandererhaus Bremerhaven „Ein Stück osteuropäischer Migrationsgeschichte als kostenfreier Rundgang“ mit dazugehörigem Begleitflyer an.
Auch unsere Förderorganisation, die Bildungszentrale für politische Bildung, stellt kontinuierlich ausgewählte Angebote zum Krieg in der Ukraine bereit. Die Stiftung EVZ hat ihre Förderung flexibilisiert, um zielgerecht die Unterstützung der Ukraine zu gewährleisten. Ebenso ist die Seite der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration eine zentrale Anlaufstelle für geflüchtete Ukrainer:innen. Ukrainische Staatsangehörige und auch Drittstaatsangehörige, die aus der Ukraine geflüchtet sind, finden hier aktuelle Antworten.
Literatur
Jochen Oltmer (2016): Globale Migration. Geschichte und Gegenwart. München: C.H. Beck